Ein Winkelsucher für den Polsucher Eines muss schon am Anfang
erwähnt werden: Diese Bauanleitung beschreibt ausschließlich
den Polsucher der Vixen GreatPolaris(kurz: GP), der als optionales
Zubehör für diese Montierung erhältlich ist. Dieser
Polsucher wird auch an der Vixen GreatPolaris Deluxe(kurz: GP-DX)
verwendet. Da es aber aus Fernost einige Nachbauten der GP gibt, gehe
ich mal davon aus, dass die verfügbaren Polsucher ganz
ähnliche Maße besitzen. Bevor man also mit den Nachbau
beginnt ist messen angesagt. Der Polsucher der GP hat einen
Außendurchmesser von 30mm.
1. Die Vorgeschichte Um eine parallaktische Montierung für den zum Beispiel fotografischen Einsatz richtig parallel zur Rotationsachse der Erde ausrichten zu können, ist ein Polsucher notwendig. Wir haben hier auf der Nordhalbkugel das Glück, dass sich in der Verlängerung der Rotationsachse in "relativ" unendlicher Entfernung ein Stern befindet, den man zum Ausrichten verwenden kann: Polaris, auch "Polarstern" genannt. Der steht aber nicht ganz exakt auf der Achse, das zeigt auch die Strichplatte im Polsucher(Kreuz).
Die vier Sterne des Vierecks rechts unten sind die Positionen von vier Sternen im Sternbild Tucan, die allerdings nicht ganz so hell sind wie Polaris. Dieses Sternbild steht auf der Südhalbkugel in der Nähe des Pols. Was jetzt genau zur Ausrichtung der Montierung über den Polsucher zu tun ist, steht in der Bedienungsanleitung der Montierung geschrieben. Fakt ist aber, das gerade in unseren Breiten die RA-Achse mit den Polsucher sehr steil ist weil Polaris sehr hoch über Horizonz steht. Um die Montierung ausrichten zu können kriecht man schonmal auf Knien vor der Montierung auf den Boden herum und bricht sich fast das Genick beim Einblick in den Polsucher. Ich habe das auch jahrelang getan. 2. Die Idee Die Idee, einen Winkelsucher als Einblickhilfe für den Polsucher zu verwenden, ist nicht neu. Die kommerziell erhältlichen Lösungen sind infolge der geringen Stückzahl schon derb überteuert. Und die wenigen Bastellösungen aus der ATM-Szene setzen in den meisten Fällen schon eine gut ausgerüstete Werkstatt und handwerkliches Können voraus. Inspiriert durch gelegentliche Berichte aus den deutschsprachigen Foren, insbesondere Astronomie.de und Astrotreff.de, kam ich in den letzten Tagen auch auf die Idee, mich an einen Winkelsucher für den Polsucher zu versuchen. Also habe ich mich auf die Suche nach einen billigen Winkelsucher in "der Bucht" gemacht und wurde recht schnell fündig. Es handelte sich um den Canon Angel Finder B, der mir nur EUR 16,60 inclusive Versand gekostet hat. Wie ich inzwischen in Erfahrung bringen konnte, scheint es kaum noch fotochemische Spiegelreflexkameras zu geben, an dem dieser Typ von Winkelsucher zum Einsatz kommt. Für DSLR scheint es keine Anwendungen zu geben. Also vertickt man die Teile teils unter 30 Öken im Sofortkauf in der Bucht. Nachdem der Winkelsucher dann endlich nach einer abenteuerlichen Odysee durch den Zustelldienst bei mir eintraf, hieß es: "Wie kriege ich den Winkelsucher an den Polsucher?". 3. Die Lösung Das ist der Polsucher der Vixen
GreatPolaris:
Der Polsucher hat einen Außendurchmesser von 30mm, der silberne Ring des Winkelsuchers einen Außendurchmesser von 22,45mm. Die Idee war, ein Stück Aluminiumrohr mit den Maßen 40x4(Innendurchmesser 32mm) mit je drei Gewinden an deren Enden zu versehen und damit den Winkelsucher an den Polsucher zu befestigen. Das war einfacher gedacht als getan, in meiner Aluramschkiste hatte ich leider nichts von diesen Rohr. Dann fiel mir ein, dass ich vor ein paar Jahren einmal mit einen 1¼"-Zenitspiegel als Einblickhilfe herum experimentiert hatte, aber zu keinen befriedigenden Ergebnis gekommen bin. Ich brauchte also irgendetwas, mit der 1¼"-Okulare geklemmt werden können. Der freie Durchmesser dieser Okularklemmung paßte gut über den Polsucher und ließ sich zudem noch mit der Schraube klemmen. Den Zenitspiegel killen? War irgendwie keine gute Idee, dafür hat er mir einst zu viel Geld gekostet. Nach einigen hin und her hatte ich plötzlich eine 2x Barlow in der Hand, ein überbleibsel aus einen Okularset, die ich eigentlich nicht benutze. Und siehe da, die
Steckhülse läßt sich abschrauben. Übrig blieb die
Okularklemmhülse und der Stecktubus mit dem Barlowelement. Die
Klemmhülse hat einen freien Durchlass von 23,85mm.
Die Differenz beträgt
1,4mm. Ich brauchte also etwas, das umlaufend 0,7mm aufbaut und fest
den Winkelsucher mit der Klemmhülse verbindet. Nach einigen Suchen
und Experimenten mit verschiedenen Kunststofffolien kam ich dann auf
250er Fotokarton(250g/m²).
Der Kartonstreifen, 15mm breit
und 188mm lang, sollte in drei Lagen um die silberne Hülse des
Winkelsuchers gelegt werden. Ist vielleicht ein wenig fummelig. Man
sollte meinen, dass die Breite von 10mm auch reichen sollte, aber drei
Lagen des Karton haben eine Stärke von 0,82mm, ein wenig zuviel
für die Klemmhülse. Durch den kleinen Überstand kann die
äußere Kante ein wenig nach innen gebogen werden. Dadurch
entsteht eine Führung. Mit leichten seitlichen Bewegungen
läßt sich so der Winkelsucher in die Klemmhülse
schieben. Man kann auch 170er Karteikarton nehmen oder ein anderes
dickes Papier - eben halt das, was man eben gerade zur Hand hat.
Sieht doch ganz gut aus! Wenn
man den Winkelsucher nun dreht, stellt man fest, dass er sich nicht
durch das Papier in der Hülse dreht, sondern im dafür
vorgesehenen Gelenk des Winkelsuchers. Das Papier spannt das Teil also
recht fest in die Klemmhülse.
Am Winkelsucher noch scharf
stellen und: Isch habe Fertisch!
Vorsicht beim drehen des Winkelsuchers, mein Polsucher hat sich dabei gelöst. Ist aber kein Problem, der läßt sich wieder anziehen. Um Klemmspuren durch die
Schraube am Polsucher zu vermeiden, habe ich
einen Streifen Velourfolie, 190mm lang und 25mm breit, erst mit einen
Fusselroller entfusselt und dann in zwei Lagen rund um den Polsucher
geklebt. Dabei hat sich der Durchmesser so verringert, dass man die
Klemmhülse nicht einmal mit der Schraube arretieren muss. Die
läßt sich damit sanft aufstecken und sitzt von sich aus
fest. Hat auch den Vorteil, dass der Winkelsucher nun gegenüber
den Polsucher zentriert ist. Die Velourfolie setzt zwar das Okular des
Polsuchers fest, aber wer muss schon jedesmal den Polsucher neu
fokussieren. Man kann doch jetzt am Winkelsucher das Bild scharf
stellen.
4. Zusammenfassung Was braucht man für einen Winkelsucher für den Polsucher? - Einen Canon Angel Finder B, gebraucht bei Ebay so ab die 30,00 Eulen das Stück. - Eine 2fach achromatische Barlow, die wenig oder überhaupt nicht eingesetzt wird. - Einen Streifen 250er Fotokarton mit 188mm Länge und 15mm breite(oder ein anderes dickes Papier). - Einen Streifen Velour-Möbelfolie(DC-Fix), 190mm lang und 25mm breit. - Eine Schere. Übrig bleiben die 1¼"-Steckhülse und das Barlowelement, das eingeschraubt in ein 1¼"-Okular immerhin noch einen Verlängerungsfaktor von 1,5fach besitzt. Also wirklich zerstört wird die Barlow bei diesen Umbau eigentlich nicht. Es wird nichts geklebt, verschraubt, genietet oder geschweißt. Alles ist problemlos rückbaubar. Wenn man aber ersteinmal die Vorteile des Winkelsuchers erfahren hat, will man das Teil garnicht mehr zurück bauen. Nachteil ist, dass dieser Winkelsucher für den Polsucher, ich nenne ihn jetzt kurz "Winkelpolsucher", nur an Polsuchern funktioniert, die einen Aussendurchmesser von 30mm haben. Wenn man aber bedenkt, wie viele Kopien der Vixen GreatPolaris mit verschiedenen Namen von den Chinesen inzwischen den Markt überschwemmen, kann man vielleicht davon ausgehen, dass auch die Polsucher dementsprechend kopiert wurden. Ein weiterer Nachteil ist das begrenzte Sichtfeld durch den Winkelsucher selbst. Es sind jetzt nur noch ca. 80% des Feldes des Polsuchers überschaubar. Der rechte äußere Stern von Tukan liegt jetzt außerhalb des Sichtfeldes. Für den Einsatz des Polsuchers auf der nördlichen Erdhalbkugel sind diese Sternmarkierungen aber ohne Bedeutung.
Die einzige Kamera, mit der ich die Bilder durch den Polsucher und dem Winkelsucher machen konnte, war mein heiß geliebtes und noch immer unschlagbares K800i von Sony-Erricson. Der Einblick ist ein wenig unruhig. Nimmt man aber einen 1,9"-Fahrradschlauch(Mountainbike) und zieht ihn als "Gummiaugenmuschel" über das Okular des Winkelsuchers, bietet es dem Auge einen ruhigen Einblick. Man kann natürlich auch die Gummiaugenmuschel eines einfachen Plösls nehmen, hält aber nicht so gut weil zu kurz. Man kann auch die nun frei
gewordenen Abdeckkappen der Barlow benutzen, um den Polwinkelsucher
gegen Staub zu schützen. Das frei gewordene Barlowelement
läßt sich ja auch in ein 1¼"-Okular schrauben und
damit schützen.
Habe ich irgend etwas vergessen? Entstanden Fragen bei der Lektüre? Raus damit, ich werde sie hier nachträglich einfügen und beantworten. Viel Spaß beim Nachbau! Mattse Rechtliches(leider immer noch notwendig) Die Gesetze zum Urheberrecht sind klar deffiniert, auch wenn viele inzwischen glauben, das Internet sei eine gesetzfreie Zone. Das "teilen" von fremden Inhalten IST eine Urheberrechtsverletzung. Die von mir erstellten Baupläne sind für private Nutzer frei nachbaubar. Eine kommerzielle Vermarktung von Geräten die auf diese Baupläne zurückzuführen sind, ist nur mit ausdrücklicher Genehmigung gestattet. Ich übernehme keine Haftung über Fehler beim Nachbau. Wer keine Ahnung davon hat was er tut, sollte seine Finger davon lassen. Ich lasse mich nicht dafür verantwortlich machen, wenn einer seine Bude abfackelt. Das gleiche gilt für das unerlaubte verlinken der verwendeten Bilder auf eigenen Webseiten, wenn schon verlinkt wird, dann bitte direkt auf diese Seite hier. Zugriffe auf auch nur einzelne Dateien kann ich auf dem Server nachvollziehen, in der Sache ist mein Provider sehr großzügig im Umgang mit Traffic-Verfolgung. |
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